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Du hast das 90-Tage-Programm nun fast schon abgeschlossen, heute ist der vorletzte Tag. Mittlerweile hast du dich und deine Idee bereits so weit entwickelt, dass es nicht mehr möglich ist, dir auf Tagesbasis konkrete Tipps zu geben, was zu tun ist. Daher möchte ich dir heute nur meine 18 wichtigsten Tipps mit auf dem Weg geben, die dir auf deinem weiteren Weg viel Ärger und Geld sparen werden:

  1. Schließe eine private Rentenversicherung ab (gute Empfehlungen findest du unter: finanztip.de) und achte darauf, dass sie im Fall einer Insolvenz geschützt ist.
    Alternativ: Wenn du absolut sicher bist, dass du über genügend Disziplin verfügst – richte dir ein Konto oder ein Depot mit ETF´s ein, auf das du monatlich einen entsprechenden Betrag überweist und das du NIE, NIEMALS anfasst und auch nicht zu deinem Vermögen zählst.
  2. Schließe immer schriftliche Verträge, selbst wenn du deinem Unternehmen mal ein Darlehen aus deinem Privatvermögen gibst. Denke daran: Verträge sind dafür da, dass man sie später nicht braucht.
  3. Versuche möglichst Einzelunternehmen zu bleiben, das heißt keine Personengesellschaft zu gründen, denn die Anforderungen sind häufig geringer und die Regelungen leichter zu durchblicken.
  4. Achte darauf, dass du die formalen Anforderungen entsprechend deiner gewählten Rechtsform einhältst, zum Beispiel lückenlose Rechnungsnummern, Eigenbelege bei Ausgaben ohne Beleg, Datenschutzanforderungen, GEZ-Zahlungen, GEMA-Gebühren bei Veranstaltungen, Zollabwicklung, etc. Dies nicht zu tun wird teuer, frustrierend und bringt schlaflose Nächte.
  5. Hole dir früh einen Steuerberater, mit dem du persönlich gut zurechtkommst. Es gibt so viele administrative Fallstricke, die du gar nicht alle wissen kannst und möchtest. Auch hier gilt: Konzentriere dich auf das, was du machen möchtest und unbedingt selbst machen musst, und suche dir für alles andere gute Partner.
  6. Du brauchst von Anfang an eine saubere Buchhaltung, Kontoführung, Kassenführung und Kostenrechnung. Besprich das mit deinem Steuerberater und suche dir dafür einen Dienstleister. Jede Nachlässigkeit hier wird später teuer und sehr schmerzhaft.
  7. Vermeide es möglichst lange, Mitarbeiter einzustellen, da sich hieraus eine ganze Menge haftungstechnischer und steuerrechtlicher Probleme ergeben, die dein Leben als Gründer/in erschweren. Es ist großartig, Arbeitsplätze zu schaffen und schön, wenn du das schaffst. Aber mache das erst, wenn du eine kritische Größe erreicht und genug Erfahrung gesammelt hast. Es ist keinem geholfen, wenn du vor lauter Sorge, wie du die monatlichen Gehälter bezahlen sollst, krank wirst und dich und deine Familie belastest. Nutze stattdessen Selbstständige, wie du es bist, Dienstleiser, Zeitarbeitsfirmen, befristete Verträge usw.
  8. Hüte dich vor Betrügern. Wenn du dein neues Unternehmen pflichtgemäß registrierst (z. B. im Handelsregister) oder zum Beispiel eine Marke anmeldest, erhältst du mit 100-prozentiger Sicherheit unaufgeforderte Schreiben von Unternehmen, die irgendwelche Gebühren für irgendwelche Leistungen in Rechnung stellen, die du nie bestellt hast und auch nicht brauchst. Die Schreiben sind so gestaltet, als wenn sie von einer öffentlichen Behörde kommen. Deine Angaben haben sie erhalten, weil ein neuer Eintrag in einer offiziellen Datenbank vorgenommen wurde. Lies solche Schreiben genau durch und recherchier beim geringsten Zweifel, welcher „Anbieter“ dahintersteckt.
  9. Achte darauf, dass du – bzw. deine Partner, die etwas für dich erstellen – bei den kleinen formalen Dingen die Gesetze einhältst, um nicht unfreiwillig Opfer einer Abmahnung zu werden, die von professionellen Abmahnunternehmen gemacht werden. Beispiele sind ein unvollständiges Impressum auf deiner Webseite, falsche Nutzung urheberrechtlich geschützter Quellen (z. B. Fotos und Bilder), fehlende Pflichtangaben in gewerblichen E-Mails, Newsletter und Spam, Werberecht, Wettbewerbsrecht, etc. Mehr Informationen zu diesem Thema findest du unter: 90-Tage-Programm.de/abmahnung
  10. Vermeide möglichst Zahlung auf Rechnung, da sich daraus vielfache Ärgernisse und Kosten aus Mahnwesen und Co. für dich ergeben können. Wenn du es trotzdem machst, melde dich bei der SCHUFA und nutze deren Dienste (schufa.de).
  11. Nutze die Leistungen von IHK, Handelskammern, Innungen, wenn es diese bei dir gibt, und erst recht, wenn du dort Pflichtmitglied bist. Vereinbare einen Kennenlerntermin, erkläre denen, was du machst, und frage, wie sie dich unterstützen können. Wenn du eine Frage hast, gehe erstmal zu denen, bevor du jemanden für die Beantwortung bezahlst. Die sind für dich da! Es gibt dort vielfältige und zum Teil sehr wertvolle und nützliche Angebote, die von vielen aus Unwissenheit nicht genutzt werden.
  12. Gründe allein und vermeide möglichst Partner. Es mag dich beruhigen und mehr Spaß machen, Freud und Leid mit jemandem zu teilen. In der Praxis zeigt sich aber, dass Einzelunternehmer sich leichter tun und einige Probleme, vor allem mit Beziehungen und Emotionen, gar nicht erst entstehen können. Was in der Gründungsphase noch ein Vorteil ist, wird leicht zum Nachteil, wenn es um den täglichen Betrieb geht.
  13. Kümmere dich als Selbstständiger rechtzeitig um Kranken-, Renten-, Pflege- und Sozialversicherung. Der Mindestbeitrag zur freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung ist hoch, private Krankenversicherungen werden im Alter oder mit Familie schnell teuer. Außerdem musst du Arztkosten oft vorstrecken, was deinen Cashflow belastet.
  14. Eine der häufigsten Stolperfallen von Selbstständigen ist eine Steuerzahlung, die oftmals erst Jahre später kommt und viel höher ist, als erwartet. Ganz wichtiger Tipp: Richte dir ein eigenes Bankkonto für Steuerzahlungen ein, auf das du stets 30 Prozent des grob geschätzten Gewinns einzahlst. Außerdem solltest du Gewinnrückgänge direkt an das Finanzamt melden, denn die schätzen deine Steuerlast auf Basis des Gewinns der letzten Jahre.
  15. Spare dir möglichst die Anmeldung eines Patents. Das ist teuer und du brauchst dafür unbedingt einen Patentanwalt, es selbst zu machen ist viel zu kompliziert und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht rechtssicher gemacht. Patente können sinnvoll sein, um damit zu werben oder Nachmacher abzuschrecken. Das geht aber vielleicht auch einfacher, schneller und günstiger.
  16. Stelle dich persönlich beim Finanzamt vor, lerne deinen zuständigen Sachbearbeiter kennen und erkläre, was du machst. Besprecht alle Fragen, die das Finanzamt hat, und lass dich nicht verunsichern. Idealerweise geht dein Steuerberater gleich mit.
  17. Sorge regelmäßig für die Datensicherung. Es passiert selten, aber wenn mal alle Daten weg sind, ist der Stress groß und die Arbeit enorm. Kaufe dir eine externe Festplatte und mache mindestens monatlich eine Datensicherung über die Standardfunktion deines Betriebssystems.
  18. Definiere dir ein Abbruchkriterium für deine Selbstständigkeit. Es ist klar, dass du nicht gleich aufgeben darfst, wenn es mal schwer wird, und dass eine erfolgreiche Gründung auch Zeit braucht. Definiere dir aber einen realistischen Zeitraum und ein Zielkriterium, an dem du den Versuch der Selbstständigkeit abbrichst. Teile Menschen deines Vertrauens dies mit und bitte sie, dich zu gegebener Zeit zu hinterfragen. Zum Beispiel: „Wenn ich in einem Jahr, das heißt am 30.09.2021, nicht mindestens die laufenden Kosten verdiene, gebe ich auf. Und wenn ich nach zwei Jahren, das heißt am 30.9.2022, nicht mindestens einen Gewinn von 1.000 Euro pro Monat mache, wickle ich das Geschäft ab.“ Vermeide, dass aus einem Ende mit Schrecken ein Schrecken ohne Ende wird.