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Du hattest jetzt einige Zeit, deine Idee so „greifbar“ und „erlebbar“ zu machen, dass potenzielle Kunden eine Kaufentscheidung treffen können. Plane nun für die nächsten fünf Tage ein, wann, wie und wo du deine Idee testen möchtest.

Fortsetzung der Beispiele von Tag 50 bis 52

Beispiel 1: Kulturhof für Familien und Kulturinteressierte

Tatjana und ihre Freundin ziehen sich passend an und sprechen in den umliegenden Bezirken Familien und Einzelpersonen an, die sie für ihre Zielgruppe halten. Sie erklären ihnen, dass sie gerade diesen „Kulturhof“ eröffnet hätten und ob sie Interesse hätten, am nächsten Wochenende mal vorbeizukommen.

Daraus entwickelt sich ein Gespräch über Tatjanas Idee und sie lernt viel über die Interessen ihrer Zielkunden. Zum Abschluss fragt Tatjana, ob sie einen oder mehrere „Voucher“ kaufen möchten, damit würden sie 25 Prozent sparen. Jetzt entscheidet sich, wie attraktiv ihre Idee ist. Entscheiden sich die Angesprochenen zum Kauf und zücken das Portemonnaie, ist das ein sehr gutes Zeichen.

Jetzt lüftet Tatjana das Geheimnis, bedankt sich vielmals bei den Personen und entschuldigt sich dafür, dass sie leider die Voucher jetzt noch nicht verkaufen kann, da sie noch in der Planung sei. Sie möchte sichergehen, etwas anzubieten, was ihren Kunden auch wirklich gut gefällt, und daher testete sie auf diese Weise, ob das Angebot schon passe. Sie möchte damit ihnen, den Kunden, ein schlechtes Erlebnis ersparen und sich das Risiko eines mit Herzblut aufgebauten, aber gescheiterten Projekts. Sie bedankt sich nochmals herzlich für das wertvolle Gespräch und fragt, ob sie die E-Mail-Adressen der Angesprochenen haben könne, um sie zu informieren, wenn der „Kulturhof“ tatsächlich eröffnet wird. Als kleines Dankeschön und Entschädigung gibt es dann tatsächlich den Rabattgutschein im Wert von 10 Euro für den ersten Besuch geschenkt.

Wer freundlich mit den Menschen spricht und ehrlich erklärt, warum man sie etwas an der Nase herumführen musste, trifft in 99 Prozent der Fälle auf Wohlwollen und Unterstützung. Das letzte eine Prozent, die sich daran stören, muss man hinnehmen. Man kann es nie allen recht machen. Aber genau dafür hast du dich ja in den letzten Wochen schon einige Male aus deiner Komfortzone bewegt. Wer Unternehmer werden möchte, muss etwas unternehmen und das bedeutet auch Risiken eingehen und kreativ sein, um sein Ziel zu erreichen. Wichtig ist, dass man am Ende offen und ehrlich ist, keinem schadet und andere mit Respekt behandelt.

Yoga-Studio im Gewerbegebiet

Marie stellt sich nun wie mit den Unternehmen vereinbart, morgens, zur Mittagszeit und bei Arbeitsschluss mit ihrem schönen Roll-Up, einem Stehtisch, den Verträgen und ein paar kleinen Goodies (z. B. Bonbons) in das Foyer des Unternehmens. Sie schaut freundlich und versucht ins Gespräch mit den Arbeitnehmer/innen zu kommen. Sie erklärt ihr Konzept, beantwortet Fragen, stellt ihrerseits Fragen über die Interessen der Gesprächspartner und endet mit der Frage, ob sie sich anmelden möchten. Auch hier lüftet sie das Geheimnis in dem Moment, wo sich der Ansprechpartner das Klemmbrett greift, um den Vertrag auszufüllen. Wie auch im vorherigen Beispiel erläutert sie die Hintergründe für diesen Test und wie wichtig es ihr sei, etwas aufzubauen, was auch wirklich den Bedürfnissen des Gesprächspartners entspricht.

Es wird sich daraus ein weiteres kleines Gespräch ergeben und Marie fragt dabei die Person, ob sie nur Name und E-Mail in dem Vertrag aufschreiben könne, um zu informieren, sobald das Yoga-Studio eröffnet. Als kleines Dankeschön erhält der Ansprechpartner einen Gutschein für drei kostenfreie Yoga-Stunden. So baut sich Marie schon ihren ersten Kundenstamm auf.

Verkauf von Wolle und Strickmuster für Kinder im Internet

Durch die Google Ads-Kampagne werden sofort potenzielle Kunden auf die Webseite geleitet und Stefanie kann sofort sehen, ob und wie viele Leute wirklich ihr Angebot kaufen möchten. Hier hat Stefanie zwei Möglichkeiten:

  1. Die Webseite kann so gestaltet sein, dass lediglich gezählt wird, wenn ein Kunde auf den „Jetzt Kaufen“-Button klickt. Tatsächlich kommt der Kunde dann aber nicht in den Bezahlvorgang, sondern sieht eine sympathische Erklärung, warum das Angebot noch nicht verfügbar ist. Auch hier besteht wieder die Möglichkeit, E-Mail-Adressen zu sammeln, um über den Start der echten Webseite zu informieren, falls der Kunde dem zustimmt.
  2. Sie kann den Kauf auch tatsächlich abwickeln und die Ware „von Hand“ zusammenpacken und versenden, sofern sie leichten Zugang zu der Ware hat (z. B. einfach in ein Fachgeschäft gehen und die Wolle kaufen und das Strickmuster im Copyshop im richtigen Format ausdrucken). Dieser Prozess ist natürlich noch nicht nachhaltig, denn um Geld zu verdienen, muss sie größere Mengen einkaufen oder die Ware direkt von einem anderen Händler verschicken lassen (sog. „Drop Shipping“). Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass sie erste (zufriedene) Kunden gewinnen kann und durch die Interaktion mit den Kunden sowie das manuelle Durchspielen der Prozesse viel über ihr Geschäft lernt, um es später zu automatisieren und effizienter zu machen.

Hier nun also deine Aufgabe

Du hast in den letzten Tagen deine ganz spezifische Möglichkeit ausgearbeitet, dein Angebot zu simulieren. Du weißt, wen du ansprechen willst und wo du deine Zielgruppe findest. Jetzt geht es raus aus deinem Kämmerlein! Sprich deine Kunden an! Ich weiß, das kostet einige Überwindung. Aber es geht nicht ohne! Wenn du etwas unternehmen und gewinnen willst (deine Freiheit und eine Arbeit, die dich erfüllt), musst du auch etwas wagen und die ausgetretenen Pfade verlassen. Also: Nur Mut! Du hast nichts zu verlieren, sondern viel zu gewinnen! Viel Spaß!