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Perfektionismus ist ein zweischneidiges Schwert: Zum einen ist er hilfreich, wenn ein Ziel unbedingt in höchster Qualität erreicht werden soll. Zum Beispiel ist man sicherlich dankbar, wenn der Arzt bei der Herzoperation perfekt arbeitet. Perfektionismus kann einen aber auch davon abhalten, eine Sache überhaupt fertigzustellen und/oder dazu führen, dass man andere Dinge vernachlässigt, die ebenfalls wichtig sind.
Die Kunst ist also gut abzuwägen, wo sich Spitzenleistung wirklich lohnt und notwendig ist, und wo ein „gut genug“ ausreicht. Ich behaupte: In 95 Prozent der Fälle reicht ein „gut genug“, auch wenn wir das manchmal vielleicht nicht wahrhaben wollen.

Um produktiver zu werden, hat das im Kapitel 6 beschriebene 80/20-Prinzp den größten Hebel: Demnach lassen sich 80 Prozent eines Ergebnisses bereits mit nur 20 Prozent des Mitteleinsatzes erzielen. Dies lässt sich gut anwenden, um einem übertriebenen Perfektionismus entgegenzuwirken. Wenn du zum Beispiel eine Hochzeit planst, wird dein Hochzeitsessen mit zwei Stunden Planung (= 20 Prozent) nur wenig „perfekter“ sein, als wenn du zehn Stunden investierst (= 100 Prozent). Dafür kannst du aber mit den „gesparten“ acht8 Stunden viele andere Dinge erledigen, die ebenfalls wichtig sind (z. B. Hochzeitseinladungen aussuchen und dich wieder bereits nach 20 Prozent Suchzeit entscheiden, um dich anderen Dingen zuzuwenden).

Wenn du mit Perfektionismus kein Thema hast, hast du heute frei.

Falls dir aber immer wieder mal gesagt wurde, dass du sehr gründlich oder sogar perfektionistisch bist, wird das so sein. Man empfindet es häufig selbst gar nicht als Perfektionismus, so wie man seine Stärken häufig selbst nicht wahrnimmt, weil sie einem so natürlich vorkommen.

Deine Aufgabe für heute

Reflektiere darüber, in welchen Bereichen, in denen du es bisher perfekt machen möchtest“, zukünftig mit deutlich weniger Aufwand, Energie oder Zeit ein ebenfalls hinreichend gutes Ergebnis erzielen könntest. Nimm dir anschließend für einen Bereich deiner Wahl vor, hier in Zukunft „Fünfe gerade sein zu lassen“ und mit „gut genug“ zufrieden zu sein. Idealerweise findest du etwas, an dem du heute schon üben kannst. Ansonsten notiere es dir in deinem Kalender an der Stelle, wo du eine Aufgabe hast, an der du das 80/20-Prinzip üben möchtest.
Diese Übung dient dazu, pragmatisch zu werden, denn um künftig deine Kunden glücklich zu machen, wirst du immer wieder pragmatische und kreative Lösung brauchen und wirst nicht die Zeit haben, alles perfekt zu machen.

Es kann auch sein, das du feststellst, dass es dir Freude bereitet, bestimmte Dinge perfekt zu machen. Dann prüfe, ob du vielleicht – wie die meisten von uns – zu viele Dinge in dein Leben „eingebaut“ hast, so dass du durch den Perfektionismus unter Stress gerätst. Dann ist es an der Zeit, dich von Dingen wieder zu trennen, die du im Laufe der Jahre in dein Leben und deinen Alltag hineingepackt hast. Dafür bekommst du morgen eine Aufgabe.